Richtig umgehen mit kranken Mitarbeiter*innen
Mitarbeiter*innen werden krank und fallen aus. Das ist sowohl für Vorgesetzte als auch für die Kolleg*innen eine Herausforderung. Wir zeigen zwei Fallbeispiele – und wie Sie als Führungskraft bei Fehlzeiten ein gutes Arbeitsumfeld schaffen können.
Verfasst von:
Mavie Redaktion
Fallen Mitarbeiter*innen durch Krankheit und Fehlzeiten länger aus, stehen Führungskräfte schnell vor der Frage: Wie verhalte ich mich richtig? Wie stelle ich sicher, dass es weder zu Überforderung noch zu Frustration in meinem Team kommt? Diese zwei Fallbeispiele zeigen, wie die Wiedereingliederung von kranken Mitarbeiter*innen klappt und wie man mit dem Thema Krankheit am Arbeitsplatz umgehen kann.
Fallbeispiel 1: Rückkehr nach längerer Krankheit in Schritten
Herr M. war vier Monate im Krankenstand. Seine Vorgesetzte hat in dieser Zeit Aufgaben anders verteilt: Einige Arbeiten übernahmen Kolleg*innen, anderes konnte aufgeschoben oder ausgegliedert werden. Herr M. ist ein beliebter Mitarbeiter und sowohl seine Vorgesetzte, als auch seine Kolleg*innen haben ihm Genesungswünsche überbracht. Nun möchte er wieder mit der Arbeit beginnen. Dabei ist ihm selber, aber auch seiner Vorgesetzten klar, dass er nicht sofort wieder seine volle Leistung erbringen kann. Also wird gemeinsam ein Plan erstellt: Herr M. soll zunächst in eine sogenannte „Wiedereingliederungs-Teilzeit“ starten. Für fünf Monate wird eine reduzierte Arbeitszeit von 20 Wochenstunden vereinbart. Auch die Aufgaben werden neu diskutiert: Herr M. übernimmt jene Teile seiner früheren Arbeit, die nicht als zeitkritisch gelten. Dazu kommen wöchentliche Abstimmungen mit seiner Vorgesetzten, um zu sehen, wie gut Herr M. zurechtkommt und ob er weitere Hilfe benötigt.
Fallbeispiel 2: Fehlzeiten durch simulierte Krankheit
Frau Z. bringt mit ihren kurzen, aber häufigen Krankenständen Kolleg*innen an die Grenze der Belastbarkeit, weil keine Ersatzlösung erarbeitet werden kann. Ihre Kollegin, Frau A., vermutet, dass nicht immer eine Krankheit für die Fehlzeiten zu Grunde liegt. Durch das Gefühl, von Frau Z. hintergangen und ausgenutzt zu werden, kommt Frau A. immer missmutiger und dadurch unmotivierter zur Arbeit. Ein Vorgesetzter von Frau Z. bittet diese um ein Gespräch. Er erzählt ihr von seinen Sorgen um ihren Gesundheitszustand und den Bedenken, wie es aufgrund der Überlastung anderer Kolleg*innen weitergehen kann. In mehreren Terminen versucht der Vorgesetzte, eine realistische Einschätzung über die mögliche Leistung von Frau Z. zu erhalten. Er klärt auch, ob das Unternehmen Frau Z. dabei unterstützen kann, gesünder zu werden.
6 Tipps für Führungskräfte
Folgende 6 Tipps helfen Führungskräften und der Teamgemeinschaft, die Wiedereingliederung für Kolleg*innen nach Krankheit und Fehlzeiten zu erleichtern:
Respektvolles Miteinander nach einem Krankheitsfall fördern
Kehrt ein*e Mitarbeiter*in nach Krankheit an den Arbeitsplatz zurück, übernimmt er oder sie die Verantwortung für sich. Das bedeutet, die Entscheidung, zu arbeiten, wurde von der jeweiligen Person selbst getroffen. Außerordentliche Rücksichtnahme ist somit weder angebracht noch notwendig. Die rückkehrende Person ist ebenso respektvoll und freundlich zu behandeln wie alle anderen Mitarbeiter*innen auch.
Wiedereinstiegs-Vereinbarungen schriftlich festhalten
Bevor es nach längen Fehlzeiten zurück an den Arbeitsplatz geht, sollte von beiden Seiten – von Mitarbeiter*in und Vorgesetzten – geklärt werden: Was braucht es zur Wiedereingliederung? Gibt es Coachings, um besser mit Stress umgehen zu können? Müssen regelmäßige Termine bei Arbeitsmediziner*innen vereinbart werden? Hilft es, die Arbeit anders zu strukturieren? Diese gemeinsam vereinbarten Maßnahmen können immer wieder abgewandelt werden.
Regelmäßige Rückmeldung bei Wiedereingliederung einholen
Vereinbaren Sie regelmäßige Treffen, um zu sehen, wie es dem*der Mitarbeiter*in nach der Wiedereingliederung am Arbeitsplatz geht und ob die vereinbarten Maßnahmen noch zielführend sind.
Nach Krankheit: Arbeitseinschätzung anhand einer Punkte-Skala
Aussagen wie „Es geht schon besser / Es ist wieder schlechter geworden“ sind als Rückmeldung zu wenig aussagekräftig. Um besser abschätzen zu können, wie die Wiedereingliederung am Arbeitsplatz tatsächlich verläuft und vor welchen Herausforderungen der*die Mitarbeiter*in steht, kann es sinnvoll sein, den Status quo anhand einer Skala von 1 bis 10 abzufragen. (10: Meine Arbeit fällt mir leicht und sie macht mir Freude; 1: Ich weiß kaum, wie ich meine Arbeit bewältigen kann.) Das erlaubt es, die Situation objektiver einzuschätzen.
Mögliche Arbeitsunterstützung zeitnah organisieren
Es kann immer zu Rückfällen kommen. Sollte sich die Arbeitsleistung verschlechtern bzw. die Aufgaben für den Mitarbeiter nicht mehr zu schaffen sein, sollte Unterstützung gesucht werden. Idealerweise gibt es einen Plan B und C, um schnell regieren zu können und um auch das übrige Team nicht mehr als nötig zu belasten.
Team-Stimmung nach längeren Fehlzeiten evaluieren
Bei besonderer Konzentration auf eine Person kann das Wohlbefinden der gesamten Gruppe mitunter in den Hintergrund treten. Vorgesetzte sollten daher auch regelmäßig im Team ein kurzes Stimmungsbild einholen.