Achtsamkeit in Beziehungen: So bleibt die Liebe frisch
Die Liebe geht im Alltagstrott verloren? Man lebt als Paar nur nebeneinanderher, aber nicht mehr miteinander? Das muss nicht sein. Die Lösung lautet: Gelebte Achtsamkeit in der Paar-Beziehung. So funktioniert’s.
Verfasst von:
Mavie Redaktion
Wer in einer Partnerschaft lebt, kennt das: Trotz Liebe und Respekt kracht’s manchmal gewaltig oder es stellen sich lähmende Gewohnheiten ein. Man beginnt, festgefahrene Handlungsmuster beim Gegenüber zu erkennen, fühlt sich in der Beziehung unverstanden, überlastet oder zu wenig unterstützt. Der deutsche Paartherapeut, Eheberater und Buchautor Hans Jellouschek sieht die Lösung für diese Probleme in „gelebter Achtsamkeit“. Achtsamkeit bedeutet dabei, im gegenwärtigen Augenblick zu sein – ohne zu urteilen. In seinem Buch „Achtsamkeit in der Partnerschaft: Was dem Zusammenleben Tiefe gibt“ (Herder Spektrum-Verlag, 2018) gibt Jellouschek Tipps, wie man seine eigenen Bedürfnisse leben kann und auch die des Partners erkennt – denn nur dieses Wechselspiel hält eine Partnerschaft lebendig und die Liebe frisch.
Achtsame Partnerschaft braucht neue Blickwinkel
Einer der wichtigsten Punkte für Autor Hans Jellouschek ist, dem Partner bzw. der Partnerin Neugier und Interesse entgegenzubringen, in dem man z.B. versucht, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Man kann sich fragen: Warum eskaliert ein Konflikt in der Beziehung gerade? Kann ich mich in die Lage meines Gegenübers hineinversetzen? Welche Gefühle, Gedanken, Empfindungen und Handlungsimpulse haben zu dem Streit geführt – auf beiden Seiten? Welche Möglichkeiten habe ich bzw. haben wir, um die Auseinandersetzung nicht ausarten zu lassen?
Nicht sofort reagieren, Konfliktmuster erkennen
Wer sich in Streit- und Konfliktsituationen die Freiheit nimmt, nicht immer unmittelbar zu reagieren, sondern den nächsten Schritt kurz zu überdenken, bekommt mehr Handlungsoptionen – und die Möglichkeit, emotionale Verletzungen zu verhindern. Hilfreiche Fragen dazu: Welche Konfliktmuster liegen unserer Unstimmigkeit als Paar zugrunde? Häufige Konfliktthemen in Partnerschaften sind z.B. „Abhängigkeit versus Autonomie“. Man sucht einerseits nach Bindung und Beziehung, aber auch nach Unabhängigkeit und genau diese Autonomie macht vielen Angst. Auch „Versorgen versus versorgt werden“ sowie „Distanz versus Nähe“ sind häufig Anlass für Konflikte. Wer sich der eigenen Konfliktmuster bewusst wird, kann mit mehr Abstand agieren und so aus den gewohnten (Streit-)Strukturen herauskommen.
Achtsamkeit für die Lebenssituationen
Lebendige Paarbeziehungen brauchen wohlwollendes Verständnis füreinander – und für sich selbst. Jede:r kommt mit einer Vielzahl von Erfahrungen, Glaubensmustern, Werten und Idealen – und diese sollte man sich regelmäßig bewusst machen. Man kann sich etwa fragen: „In welcher Lebenssituation steckt mein:e Partner:in gerade?“. Dabei geht nicht nur darum, die kleinen Dinge des Alltags zu sehen (War der Tag heute für den anderen stressig? Sind die Kinder besonders launisch gewesen? Stresst vielleicht gerade ein Projekt in der Arbeit?). Man sollte immer auch die gesamte Lebenssituation sehen, mit der wir eine Beziehung eingehen. Wie ist die Ursprungsfamilie? Gibt es wunde Punkte oder Verletzungen des eigenen inneren Kindes? Welche Erfahrungen hat man aus früheren Beziehungen mitgebracht? Gibt es Situationen oder auch bestimmte Reizworte, die etwas Bestimmtes im anderen auslösen?
Achtsamkeit für das Positive in der Paar-Beziehung
Auch wichtig: Die Aufmerksamkeit auf die positiven Dinge in der Partnerschaft lenken. Viel zu oft fokussieren wir darauf, was nicht passt oder anders sein soll. Und dabei verlieren wir aus den Augen, was gut funktioniert und womit wir uns wohlfühlen. Fragen wie diese können helfen: Was gefällt mir an meinem/meiner Partner:in und wann habe ich ihm/ihr zuletzt dafür ein Kompliment oder meine Dankbarkeit ausgesprochen? Wo und wann hatten wir eine richtig gute Zeit als Paar miteinander? Gibt es Fotos davon, die man gemeinsam anschauen kann, um die guten Gefühle wieder aufleben zu lassen?
Partnerschafts-Rituale bewusst leben
Mit Achtsamkeit die Partnerschaft stärken, heißt auch, gewisse Gewohnheiten kritisch zu beleuchten. So lässt sich etwa das flüchtige Begrüßungsbussi am Abend in einen aufrichtigen und ehrlichen Kuss verwandeln. Statt „Wie war dein Tag?“, kann man sich konkrete Fragen überlegen, um mehr über das Erlebte des anderen zu erfahren. Auch neue, gemeinsame Rituale im Alltag bringen mehr Achtsamkeit in die Partnerschaft und halten die Liebe frisch. Zum Beispiel wird ein Paarabend pro Monat abwechselnd vom Partner und von der Partnerin gestaltet.