Depression als Ursache für Fehltage
Depressionen sind keine Einzelfälle. Immer mehr Menschen leiden unter der Krankheit. Die Folgen sind meist gravierend und beeinträchtigen nicht nur das Privat-, sondern auch das Arbeitsleben.
Verfasst von:
Mavie Redaktion
Fehltage wegen Depression - Häufiger als Sie denken
Psychische Erkrankungen sind längst keine Einzelfälle mehr. Die Folgen einer solchen Erkrankung sind oftmals gravierend und beeinflussen alle Lebensbereiche des Betroffenen und somit auch seine Arbeit.
Dieses Krankheitsbild hat zunehmend Konsequenzen für die Wirtschaft. Noch nie zuvor hatten Betriebe einen so hohen Prozentsatz an Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen im Allgemein und Depressionen im Speziellen zu beklagen. Deshalb sollte sich jeder Arbeitgeber dieser Tatsache stellen und mit dem Thema auseinandersetzen.
In der Praxis übersehen heute viele Vorgesetzte frühe Anzeichen einer depressiven Erkrankung und die Krankheit selbst bei ihren Mitarbeitern. Ihnen sind die spezifischen Symptome nicht bekannt und sie sind daher nicht in der Lage, Fälle von Depressionen in der Belegschaft zu bemerken und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Aus diesem Grund ist es elementar, Arbeitgeber ebenso wie Arbeitnehmer über die psychische Krankheit aufzuklären.
Statistiken für Fehltage wegen Depressionen
Die Tragweite depressionsbedingter Krankschreibungen veranschaulichen die folgenden Fakten. So hat beispielsweise die Techniker Krankenkasse Zahlen zu Fehlzeiten in Unternehmen erhoben. Mit 12,6 Krankheitstagen insgesamt weisen die Versicherten der Techniker Krankenkasse im Bundesland Baden-Württemberg den vergleichsweise niedrigsten Wert auf. Die längste Fehlzeit von annähernd drei Wochen wurde für Mecklenburg-Vorpommern ermittelt. Ähnliche Schlussfolgerungen ergaben sich für Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Wegen einer psychischen Erkrankung wie zum Beispiel Depression meldeten sich Angestellte rund 2,89 Werktage beim Arbeitgeber krank. In den beiden Vorjahren betrug die Zahl durchschnittlich nur 2,77 (2018) beziehungsweise 2,71 Tage (2017). Somit erhöhte sich die Fehlzeit konstant auf den bisherigen Höchstwert von 2019. Psychische Erkrankungen waren 2019 für rund 19 Prozent aller Fehlzeiten verantwortlich. Gravierend sind die Zahlen zudem durch die Tatsache, dass psychische Erkrankungen im Vergleich zu körperlichen Erkrankungen überdurchschnittlich lange Fehlzeiten verursachen.
Aufgrund der alarmierenden Ergebnisse ist die Notwendigkeit nach Gegenmaßnahmen offensichtlich. Doch wie genau lassen sich Fehlzeiten wegen Depressionen reduzieren?
Zunächst müssen Vorgesetzte die Signale entsprechend erkennen und verstehen können. Wenn sie dazu fähig sind, können sie zusammen mit den betroffenen Mitarbeitern etwas dagegen unternehmen.
Zu diesem Zweck bedarf es einer grundsätzlichen Offenheit sowie eines Interesses gegenüber der Belegschaft. Hier lauten die passenden Stichworte Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen. In den folgenden Absätzen wird erläutert, wie sich die Theorie im Arbeitsalltag praktisch umsetzen lässt.
Ursachen von Depressionen am Arbeitsplatz
Die Ursachen einer Depression sind vielfältig. Shutterstock.com / Rido
Die Ursachen für Depressionen sind vielfältig und lassen sich nicht nur im Privatleben, sondern auch am Arbeitsplatz ausmachen. Dazu zählt beispielsweise eine zu hohe Arbeitsbelastung und die Angst vor Arbeitslosigkeit. Neue Technologien bieten zahlreiche Vorteile und eine Flexibilität für Arbeitnehmer, führen auf der anderen Seite aber auch zu einem erhöhten Arbeitsumfang und veränderten Arbeitszeiten. Arbeitnehmer sind heute fast ständig erreichbar; Angebote wie Home-Office führen dazu, dass Privat- und Arbeitsleben zunehmend verschwimmen und keine klaren Grenzen mehr existieren. Aufgaben müssen schneller bearbeitet werden; auf dem Einzelnen lastet ein hoher Erfolgsdruck. So werden geschäftliche E-Mails auch noch außerhalb der regulären Arbeitszeit beantwortet oder Projekte am Wochenende fertiggestellt - ein Abschalten ist vielerorts nicht möglich.
Viele Arbeitnehmer nehmen sich nicht mehr die so wichtigen Auszeiten für Erholung und Ruhephasen. Dies wird durch Phänomene wie den Präsentismus noch verstärkt. Gesundheitlich angeschlagene Menschen gehen trotz Erkrankung arbeiten, um keine vermeintliche Schwäche zu zeigen. Dies erhöht wiederum den Stress, trotz verminderter Leistungsfähigkeit 100% geben zu müssen. Resultierend daraus entsteht ein Gefühl der Überforderung, des Ausgebranntseins, das in völliger Erschöpfung gipfelt. Betroffene denken, sie seien den Anforderungen ihres Arbeitgebers nicht mehr gewachsen, fühlen sich überarbeitet und entwickeln einen chronischen Stresszustand, der häufig zu psychischen Erkrankungen führt.
Wie zeigen sich Depressionen am Arbeitsplatz?
Depressive Mitarbeiter ziehen sich immer mehr zurück. Shutterstock.com / GBALLGIGGSPHOTO
Lange Fehlzeiten wegen einer Depression lassen sich zum Teil verhindern, wenn der Chef die Anzeichen schon frühzeitig korrekt deutet. Depressive Mitarbeiter wirken oft kraftlos und zeigen sich introvertiert.
Sie lassen einen bisherigen Tatendrang vermissen, ihre Arbeitsergebnisse sind häufig plötzlich nicht mehr zufriedenstellend. Kontakte zu den übrigen Kollegen werden weitgehend gemieden. Stattdessen ziehen sich die Betroffenen weiter zurück.
Im weiteren Verlauf bleibt der erkrankte Arbeitnehmer dem Betrieb immer häufiger fern. Schlimmstenfalls entwickelt sich aus der Depression mit gelegentlichen Fehltagen eine Erwerbsunfähigkeit.
Unter solchen Umständen kehren Betroffene mitunter gar nicht mehr an ihren ehemaligen Arbeitsplatz zurück.
Der Unterschied zwischen einer vorübergehenden Erschöpfung und einer Depression ist für Außenstehende oft sehr schwer festzustellen. Vielfach hält ein Chef den Leistungsmangel seines Untergebenen für eine nur kurzzeitige Erscheinung.
Somit ignoriert er unwillkürlich eine tatsächliche depressive Phase. Für den Erkrankten kann solch ein Verhalten jedoch weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Sein seelischer Zustand bleibt weiterhin unbemerkt. Aufgrund der Unachtsamkeit seitens des Vorgesetzten kann er sich zusätzlich verschlechtern.
Darunter leidet der Arbeitgeber ebenso wie die gesunden Mitarbeiter. Der Vorgesetzte muss auf einen Angestellten verzichten und im Zuge dessen die Mehrarbeit auf andere Kollegen verteilen. Dabei laufen sie Gefahr, selbst an Depressionen oder am Erschöpfungssyndrom Burnout zu erkranken. Solch eine Situation gilt es im Interesse aller Beteiligten zu vermeiden. Wie es funktionieren kann, wird im Folgenden beispielhaft erklärt.
Was kann der Arbeitgeber tun?
Gegen Depressionen sollten entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Shutterstock.com / lenetstan
Gegen die Zunahme psychischer Erkrankungen kann und sollte der Arbeitgeber entsprechend vorgehen. Der erste Schritt ist dabei das Erkennen solcher Erkrankungen. Arbeitgeber sollten auf Verhaltensauffälligkeiten achten, um die Erkrankungen und deren Ursachen erkennen. Die Erkenntnis zieht im zweiten Schritt ein Handeln nach sich. Der Vorgesetzte sollte den Betroffenen auf seine Vermutung ansprechen und versuchen, Schritte zur Verbesserung einzuleiten. Hier spielt eine gewisse Sensibilität eine entscheidende Rolle. Man sollte Unterstützung anbieten und auf die Bedürfnisse des Angestellten eingehen. Hier kann je nach Fall auf betriebsinterne Angebote oder professionelle Hilfe verwiesen werden.
Entscheidend ist jedoch, dass er die Anliegen der Belegschaft ernst nimmt. Dieses Gefühl sollte er ihnen auch deutlich vermitteln. Eine entsprechende offene, auf Vertrauen basierende Kommunikation sollte in der Unternehmenskultur verankert sein. Dann fällt es den Mitarbeitern leichter, im Bedarfsfall tatsächlich auf den Arbeitgeber zurückzukommen und aktiv Hilfe anzufragen.
Weitere Ratschläge zur Vorbeugung
Diese Ratschläge bezogen sich in erster Linie auf den Einzelfall. Aus flächendeckenden Präventionsansätzen kann hingegen die gesamte Belegschaft einen positiven Nutzen ziehen. Positives Arbeitsklima, das Vermeiden von Stress und Überforderung können dabei effizient sein. Oftmals werden Depressionen durch widrige Rahmenbedingungen auf der Arbeit verursacht. Eine regelmäßige Mitarbeiterbefragung kann hier aufklären. Diese kann anonym in schriftlicher Form oder im Rahmen qualitativer Einzelgespräche stattfinden. Anschließend wertet er die Ergebnisse aus, sie geben Aufschluss auf die Einschätzung der Belegschaft. In Zusammenarbeit mit der Personalabteilung oder dem Betriebsarzt können anschließend entsprechende Maßnahmen erarbeitet werden, um Stessoren zu identifizieren, zu vermeiden und Hilfestellungen für Betroffene zu liefern zu können.
In einem stabilen Betriebsklima reagiert nicht allein der Vorgesetzte, sondern auch der übrige Kollegenkreis angemessen auf eine mögliche Depression bei einem Mitarbeiter.
Wenn die Mitglieder aus der Belegschaft rücksichtsvoll miteinander umgehen, werden auch Anzeichen von Depressionen leichter wahrgenommen. Unter solchen günstigen Bedingungen kann ein chronischer Verlauf samt häufiger Fehltage oft noch verhindert werden.
Wie man mit einem Mitarbeiter umgeht, der nach depressionsbedingter Fehlzeit wieder in den Betrieb zurückkehrt, ist eine nicht zu unterschätzende Frage. Hierbei helfen aber nicht allein ein gutes Betriebsklima und engagierte Mitarbeiter. schafft hier Klarheit. Das Ziel dabei ist, die Arbeitsunfähigkeit zu überwinden und neuen Krankheitsphasen vorzubeugen. Als Unterstützung bei der Wiedereingliederung in den beruflichen Alltag wurde unter anderem. das sogenannte entwickelt. Außerdem kann unter Umständen die Gewissheit, dass hier entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, Betroffene motivieren.