Mobbing am Arbeitsplatz: Alle kennen es, keiner will es
Jeder hat bereits davon gehört, doch niemand will zum Opfer werden: Mobbing am Arbeitsplatz. Dabei trifft es einen meist dann, wenn man es am wenigsten erwartet. In unserem Beitrag erfährst Du, wie Du dich als Opfer wehren kannst, oder als Zeuge einschreitest.
Author:
Mavie editorial team
Jeder hat schon einmal von Mobbing am Arbeitsplatz gehört. Viele haben es im eigenen Umfeld erlebt, doch mancher hat es sogar am eigenen Leib erfahren müssen.
Gezieltes Mobbing am Arbeitsplatz und im Beruf ist leider kein Einzelfall mehr. Etwa 24 Prozent aller Arbeitnehmer waren schon Opfer von Mobbingattacken. In Zahlen sind das 3,8 Millionen Menschen. Frauen leiden weitaus häufiger an Mobbing als Männer. Mitarbeiter im Einzelhandel oder in sozialen Einrichtungen gelten als besonders gefährdete Risikogruppe.
Im Folgenden erfährst Du nach der Definition, woran man Mobbing am Arbeitsplatz bei sich selbst und bei Kollegen erkennt. Zudem wird auf die Auswirkungen von Mobbing näher eingegangen. Zum Schluss bekommst du Ratschläge, was du gegen Mobbing am Arbeitsplatz tun kannst.
1. Die Definition von Mobbing
Mobbing am Arbeitsplatz ist leider weit verbreitet. Shutterstock.com / KlaraBstock
Mobbing spielt nicht allein in der Arbeitswelt eine Rolle. Bereits in der Grundschule werden einzelne Schüler bewusst gemobbt. Die Attacken laufen körperlich, emotional oder verbal ab. Das Ziel ist immer dasselbe: Die Täter wollen damit das Ansehen des Opfers schädigen. Sie erhoffen sich davon, im persönlichen Vergleich besser abzuschneiden. Auf diese Weise möchten sie berufliche Vorteile erlangen.
Gelegentliche kritisierende Wortwechsel oder ein rauer Umgangston fallen noch nicht in diese Kategorie. Um von Mobbing sprechen zu können, muss sich die angegriffene Person überhaupt erst als Opfer empfinden und in seiner Person herabgewürdigt fühlen. Vereinzelte verbale Ausfälle stellen ebenfalls noch kein Mobbing dar. Mobbing dauert stets konsequent über einen längeren Zeitraum hinweg an. Bei Mobbing liegt immer ein Opfer und mindestens ein Täter vor.
Das klassische Mobbingopfer gibt es übrigens nicht. Jeder kann von Mobbing betroffen sein. Man kann sich nicht davor schützen oder Mobbingattacken vorbeugen.
2. Die Ursachen von Mobbing
Da die Ursachen für Mobbing in den seltensten Fällen im eigenen Verhalten liegen, trifft das Mobbingopfer auch meistens keine Schuld. Schuld ist dann der Täter, der mit unlauteren Mitteln seine Ziele zu erreichen versucht.
Gerade am Arbeitsplatz ist das Opfer dem Täter in seiner Position zumeist unterlegen. Daher ist die Konstellation 'Chef mobbt Mitarbeiter' oder 'Ausbilder mobbt Auszubildenden' weit verbreitet.
In der Regel liegt auch kein tatsächlicher Grund für Mobbing vor. Häufig entsteht Mobbing am Arbeitsplatz aus einem unbewältigten Konflikt. Ein negatives Betriebsklima oder Neid gegen einen Kollegen kommen ebenfalls infrage. Zum Beispiel mobbt ein Mitarbeiter einen qualifizierteren Kollegen, um an dessen Stelle in eine besser bezahlte Position zu gelangen. Hat der Täter private Probleme, will er durch Mobbing Druck abbauen. Besonders gefährlich ist eine Kombination aus mehrerer dieser Faktoren.
3. So erkennst Du Mobbing am Arbeitsplatz
Was Mobbing ausmacht. Shutterstock.com / Vectorfusionart
Die folgenden Handlungen erfüllen die Kriterien von Mobbing:
- Wiederholte, unsachgerechte Kritik
- Anschreien vor anderen Mitarbeitern
- Beleidigungen, Verbreiten von Unwahrheiten und Gerüchten
- Beschädigen von Eigentum oder Arbeitsmaterial
- Körperliche und/oder verbale Belästigung
- Vorenthalten wichtiger Informationen ('Kaltstellen')
- Bewusstes Ignorieren
- Verwarnungen oder Abmahnungen ohne einen triftigen Grund
- Anzweifeln der persönlichen Kompetenz
Diese Handlungen müssen regelmäßig erfolgen. Das heißt mindestens einmal in der Woche in einem Zeitraum von mindestens einem halben Jahr. Zudem geschieht Mobbing oft unmittelbar vor den Augen unbeteiligter Kollegen. Täter und Opfer tragen den Konflikt dabei öffentlich aus. Dadurch wird der durch Mobbing verursachte Schaden umso größer. Der Täter kann sein Ziel so noch schneller erreichen.
Egal, ob Du von solchen Angriffen betroffen bist, oder ein Kollege: Man darf sie auf keinen Fall ignorieren. Gegen Mobbing muss man sofort vorgehen und ihm konsequent Einhalt gebieten. Die Folgen können für den Betroffenen sonst äußerst schwerwiegend sein.
4. Welche Folgen kann Mobbing am Arbeitsplatz haben?
Mobbing kann psychische Probleme hervorrufen. Shutterstock.com / fizkes
Schlaflosigkeit, , Kopfschmerzen oder Herzbeschwerden zählen zu den physischen Folgen von Mobbing. Fast noch schwerwiegender sind die psychischen Auswirkungen: Sie reichen von einem geschädigten Selbstwertgefühl bis hin zu schweren Depressionen.
Angstzustände sind ebenfalls keine Seltenheit. Viele Betroffene wechseln ihren Arbeitsplatz oder werden durch das Mobbing arbeitsunfähig. Einige kehren danach gar nicht mehr in die Arbeitswelt zurück. Wirtschaftliche und finanzielle Nachteile schließen sich oft an.
5. Was Du selbst gegen Mobbing am Arbeitsplatz tun kannst
Mit anderen Sprechen kann bei der Lösung des Problems helfen. Shutterstock.com / Sfio Cracho
Mobbing hört nicht von alleine auf. Deshalb solltest Du einen nahestehenden Kollegen ins Vertrauen ziehen und über Deine Probleme sprechen. Vielleicht hat er in der Abteilung ähnliche Erfahrungen gemacht. Ansprechpartner können auch Betriebsratsmitglieder oder, sofern vorhanden, auch speziell geschulte Mobbingbeauftragte sein. Wichtig ist, dass Du das Mobbing nachweisen kannst. Dafür kann ein Mobbing-Tagebuch helfen. Darin hältst Du alle Mobbingattacken schriftlich fest. Das Buch kannst du deinem Chef vorlegen oder es auch vor Gericht verwenden.
Direkte Gespräche unter vier Augen mit dem Mobber helfen meistens wenig. Er wird die Vorwürfe abstreiten oder relativieren. Wahrscheinlich erklärt er Dir, dass Du wegen Deines Verhaltens selbst Schuld bist. Deshalb ist das Gespräch im Beisein eines neutralen Moderators sinnvoller, der dann das Konfliktmanagement mir euch durchführt. Alternativ eignen sich Beratungsstellen für Mobbingbetroffene.
Einem betroffenen Kollegen solltest Du deine Hilfe anbieten. Dies gilt vor allem, wenn der Gemobbte ein Auszubildender ist. Soldarisiere dich nicht mit den Mobbern. Wirst Du Zeuge einer Mobbingattacke, dann sprich den Mobber auf sein Verhalten an. Spiele seine Angriffe keinesfalls als harmlos herunter, aber verhalte Dich dabei sachlich.
Eine weitere Möglichkeit ist der rechtliche Weg. Mobbing ist eine Straftat. Es verstößt gegen Grund- und Arbeitsrechte. Daher ist Dein Arbeitgeber zum Unterbinden von Mobbing verpflichtet. Mithilfe des Mobbingtagebuchs kannst du die Übergriffe dokumentieren. Somit können Außenstehende die Entwicklung des Mobbings genauer nachvollziehen.
Fazit
Du bist mit Deinen Problemen nicht allein.
Mobbingopfer sind an ihrer Situation nicht 'selbst schuld'. Darüber musst Du dir im Klaren sein. Keinesfalls liegt es an Dir. Wenn alles nichts hilft, ist der Ausstieg aus dem Betrieb die letzte Option.
Auch wenn die Mobber durch Deine Kündigung ihr Ziel erreicht haben: Du musst Dir oder anderen nichts beweisen. Schließlich steht deine Gesundheit immer an erster Stelle.